Sommersonnenwenden Regatta Rerik
Mit großer Vorfreude auf das neue Revier, machten Björn und ich uns auf den Weg nach Rerik. Bei nur rund 23 sm Entfernung von Grömitz, war auch die Anreise auf dem eigenen Kiel einmal über die Bucht eine Überlegung wert. Wir entschieden uns jedoch für die konventionelle Logistik und trafen am Freitagabend vor Ort auf Axel und Georg zum gemeinsamen Boot aufbauen, Schlafplatz suchen und den einen oder anderen „letzten“ Absacker trinken.
Nachdem die Gewitter des Vorabends durchgezogen waren, erwarteten uns am Samstag nahezu perfekte Bedingungen: Doppelsteher mit gelegentlichem Aufmachen, Flachwasser und 20 Grad Wassertemperatur im Salzhaff. Der Kurs lag früh aus und die Position des Leegates nur ein paar Bootslängen in Luv vom Startschiff sorgte von Beginn an für hochgezogenen Augenbrauen.
Man sollte sich ja nie zu sicher sein, bevor eine Wettfahrt zu Ende gesegelt ist. Björn und ich fühlten uns aber sehr sicher im 1. Rennen. Nach der Startkreuz lagen wir auf dem unliebsamen 3. Platz. Nach vorne konnten wir im weiteren Verlauf keinen Zugriff auf Axel und Georg sowie Michel und Frithjoff entwickeln. Dafür stürmten von hinten Jan und Eike nach früher Kenterung mit ordentlich Speed und sauber gesegelten Kreuzen vorbei. Die beiden zwangen Axel und Georg noch zum Regelverstoß und entsprechendem Strafkringel und gewannen den Lauf. Wir gingen auf einem scheinbar gesicherten 4. Platz um die Luvtonne und bis zum Leegate änderte sich daran auch nichts. Wir waren uns also sicher, dass wir diesmal nicht den Bericht schreiben müssen. Dann erwischte es jedoch Michel und Frithjoff in der Halse zum Ziel direkt im Leegate und schon hingen sie nach der Kenterung in der Ankerkette des Startschiffs. Björn rief von hinten noch: „Können wir noch jemanden durchlassen?“, aber dann waren wir auch schon hinter Axel und Georg als 3. im Ziel. Was soll´s, weitermachen.
Dirk und Kai hatten die Segelanweisung nicht so aufmerksam gelesen und ersparten sich zunächst die prekäre Situation am Leegate und fuhren direkt ins Ziel. Sie korrigierten diesen Fehler aber und fuhren fortan regelkonform ins Ziel. Nach Klarierung ihrer misslichen Lage folgten Michel und Frithjoff als 5.
Der Wind frischte zunehmend auf und bei so manchem wurde das Schwert schon ordentlich aufgeholt. Nachdem wir ein wenig den Trimm von Cunningham und Oberwanten korrigiert hatten, lief die Kiste und wir konnten das zweite Rennen für uns entscheiden. Es folgten Jan und Eike, Dirk und Kai sowie Martin und Willi. Axel und Georg hatten vergessen sich das Tutorial „Spi bergen für Steuerleute“ anzuschauen und fielen wegen Malheur aus. Eine herausragende Ausdauer bewiesen Sonja und Katja, die bei dem Wind zu kämpfen hatten, aber nicht aufgaben, zwischen den Rennen auch mal auf der Seite abwetterten, um dann wieder an den Start zu gehen.
Der Wind frischte weiter auf und nun zogen auch wir das Schwert mal etwas höher. Timing und Positionierung an der Startlinie waren jedoch mangelhaft, so dass wir uns vor dem Schuss über die Linie drücken lassen mussten. Auf dem Weg zurück kenterten wir dann in der Two-Sail-Halse und nahmen als Letzter das Rennen auf. An der Luvtonne angekommen zeigte sich das Ausmaß des immer stärker werdenden Windes. Den einen hatte es beim Abfallen erwischt, der andere ist beim Halsenversuch gekentert. Also, frischen Mutes ran ans Werk: Spi gesetzt, Böe fällt ein, Mist, keine Schot mehr zum fieren, also Schot loslassen und Boot fährt trotzdem weiter. So macht es Spaß! Jetzt hieß es aber auch schon halsen, aber Stefan und Wolfgang ließen uns nicht. Ob Sie Angst vor der Halse hatten oder – wie Stefan später angab – nach Wismar fahren wollten, da es dort die besten Fischbrötchen gäbe, bleibt ihr Geheimnis. Unsere Taktik hieß nunmehr: (1) Halsen, dann (2) abbremsen, um Stefan und Wolfgang durchzulassen, und dann (3) ab zum Leegate. Leider haben wir dann (1) und (2) unplanmäßig in einem Schritt durchgeführt. Dirk und Kai lagen schon ein paar Bootslängen unter uns. Nach dem Aufrichten war es schon zu spitz für den Spi und so ging es in einem haarigen Two-Sail-Reach zum Leegate. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns ohne Spi nach unten kämpfen sollten. Stefan und Wolfgang hatten zwischenzeitlich 1 Meile weiter den Spi kenterfrei geborgen und kreuzten zurück zum Gate.
Die Kreuzen waren ok, aber auf dem Vorwindkurs lag die komplette Flotte im Wasser. Was ist hier eigentlich los, so viel Wind ist doch nun auch wieder nicht? Na gut, die Kräfte ließen nach und irgendwann musste man sich eingestehen, dass der Safety-Mode angesagt war. Aber selbst dann erwies sich auch die eine oder andere Q-Wende als Herausforderung und so war es ein hartes Stück Arbeit ins Ziel zu kommen. Dies gelang Dirk und Kai am besten, die unter Spi auch die schwierige Halse im Leegate meisterten um auf vorgeschriebenen Kurs sauber ins Ziel zu segeln. Es folgten Jan und Eike und schon ein ganzes Stück dahinter Axel und Georg, Björn und ich sowie Martin und Willi.
Der Abend wurde sehr gesellig verbracht und klang im Cockpit der Yacht von Martin´s Eltern aus. In der Nacht legte der Wind noch einmal weiter zu, so dass Björn und ich befürchten mussten, samt Dachzelt vom Landrover geweht zu werden. Als wir gegen 3 Uhr Sicherungslashings ansetzten, war schon klar, dass der nächste Segeltag schwierig werden könnte.
Der Sonntag begann dann auch recht stürmisch, bescherte aber denen, die rausgingen und es bis zum später als geplanten Start schafften, bei dann nachlassendem Wind noch einmal zwei gute Wettfahrten. Jan und Eike holten sich mit zwei weiteren 1. Plätzen souverän den Gesamtsieg vor Dirk und Kai. Martin und Willi erkämpften sich den verdienten 3. Gesamtrang.
Es war eine sehr gelungene Premiere in Rerik. Ich bin mir sicher; Wir kommen wieder!
Ollo GER 218
Bildergalerie
Vielen Dank an Anne und Miriam für die tollen Bilder.