Wittensee Fight 2019
All ihre Regattakompetenz stelten der WSCW und die Wettfahrtleitung bereits beim Aufsetzen der NoR unter Beweis: Start um 14 Uhr, richtig so, vielen Dank dafür an dieser Stelle. Nicht nur entspanntes Anreisen und Aufbauen von Dingen, die man über den Winter verlernt haben könnte, sind damit möglich, es wird auch verhindert, dass die Regatta künstlich verzögert werden muss durch I14s, die vorne an der Sliprampe querliegen, um aufzuriggen und voreilige 29er auszubremsen. Altbewehrte Routinen lösen sich allerdings nicht so leicht in Luft auf. Viele I14s riggten trotzdem genau dort auf einschließlich uns. Trotzdem ging der Regattatag relativ pünktlich los mit einigen neuen Gesichters und Booten dabei. Stärkste Klasse am Wittensee, auch nach Teilnehmerzahl, mega, so soll sein! So gingen wir mit 17 Booten aufs Wasser, neu dabei John Fiolka und Christoph Schwarz auf GER 90, die sich vom 505er getrennt haben, …weise. Freut mich, dass ihr dabei seid. Neu dabei waren außerdem die GBR-Brexit-Sale-Bieker 6-Importe von Stefan Lahmer und Roxanne nun im Team Domroes, Piechowiak. Neu als Team darf man sicher auch nicht unsere Majestät Jens Holscher am Steuer (!) von IRL 1 mit Andrew Mc Dingeldong vergessen.
Rennen 1: dieses Rennen hatte es auf jeden Fall in sich. Es war gleichzeitig das Rennen mit am wenigsten Wind, aber auch am meisten. Nach einem guten Start wendeten wir früh rechts rüber mit ca. der Hälfte des Feldes. Zunächst schien dies zumindest ok zu sein, Stefan Lahmer zeigte in Lee mit dem neuen Schiff einen irren Amwindspeed, der dann jedoch bald nachließ. Das betraf allerdings nicht nur ihn, sondern alle auf der rechten Seite, die sich dann mühseelig sitzend nach rechts verholen mussten, wo alles weitere noch fuhr. Peter und Peter führten das Rennen vor Holste und Olli/Eike an. Danach gingen wir um die Luvtonne. Auf dem Raumwinder fuhren wir ganz rechts bis (über) die Layline während der Wind weiter abnahm, Auf dem Weg zum Gate auf neuem Bug kam Team Holste von oben runter, schrie kurz: „Raum, müsst ihr halt schneller segeln“ und so fuhren wir nach Halse gemeinsam noch weiter über die Layline. Das war ein Geschenk für 4 Teams, die damit allesamt 2 Plätze gut machen konnten und wir gingen als 9. ums Gate. Der Wind war mitterweile fast komplett weg, Doppelsitzer war angesagt. Auf dem Amwind verzichteten wir komplett auf Höhe, fielen deutlich ab, um im Lee mit mehr Speed schneller Meter Richtung Land auf rechter Kursseite zu machen mit der Hoffnung auf frischen Wind. Dieser setzte auch tatsächlich ein und wir bekamen ihn deutlich vor Team Holste und auch Olli/Eike. Aufgrund unserer Linksposition spielte der dabei einsetzende Rechtsdreher nicht in unsere Karten, dafür aber sehr in die von Georg/Eike, die damit am Feld vorbeifuhren. Für uns reichte der frühe Wind auf der linken Seite jedoch, um nocheinmal nah an das Feld heranzulkommen. Auf dem Weg Richtung Ziel in Luv (Bahnverkürzung) legte der Wind deutlich zu. Die ungelogen 5m lange Ziellinie machte dabei nochmal ihre Probleme, als Michel/Klaas, Olli/Eike und wir um Platz 3 hinter Georg/Eige und Peters kämpften. Knapp sichter wir uns Platz 3, womit wir schon nicht mehr gerechnet hatten. „Muss man halt schneller segeln“ ging mir kurz danach durch den Kopf.
Rennen 2: hier gibt es zumindest aus unserer Perspektive wenig zu erzählen. Nach einer langen Pause durch Bahnanpassung an den Rechtsdreher und auch Bahnverkürzung startete dieses Rennen, das zumindest im Schnitt wohl mit am meisten Wind mitbrachte. Mit der Bahnverkürzung wurde es zu einer Art Super Cup Rennen. 18 Minuten dauerten die beiden Runden. Nach gutem Start am Schiff und scheinbar sehr guten Speed führten wir das Feld früh an und hielten dies bis ins Ziel vor Michel/Klaas und Eike Georg.
Rennen 3: nach einer Bahnverlängerung startete Rennen 3. Ca. 5 Sekunden nach einem gutem Start lief irgendetwas bei der Großschotübergabe nicht ganz wie geplant. Folge: Großschot auf, Druck Weg, 2 Leute ohne Bootskontakt, Ziel: gewinnen Kenterung vermeiden. Das neue Ziel erreichten wir zumindest, ca. 16 Hecks sahen wir trotzdem. Nachdem wir uns wieder an Bord gehievt hatten, wendeten wir uns nach rechts frei und fuhren in ca. 30-40m Abstand von Olli/Eike los. Wir arbeiteten uns langsam nach vorne und machten auf der zweiten Kreuz einen weiten Schlag nach links, wo mehr Wind war und wurden hinter Georg/Eike, Team Holste dritter.
Rennen 4: Nach dem Start war der auffälligste Moment Jens Freudenschrei am Pin End. Bis zur Luvmarke konnten wir uns nach vorne arbeiten und bauten den Vorsprung zu später Uhrzeit auf 2,5 Minuten aus vor Team Peters und Georg/Eike, womit wir punkt- und ergebnisgleich waren.
Nach über 6 Stunden auf dem Wasser hat man das auch an Land auch gemerkt. Der WSCW verwöhnte allerdings alle mit reichlich Chili und Gratin und sogar einem Whirlpool. Einfach ein geiler Club!
Rennen 5: Am nächsten Tag ging es dann auch fast pünktlich weiter. Nach dem Start gab es einige enge Crosses auf dem Am Winder. Wir blieben rechts unter der Layline und konnten mit einem Linksdreher ein paar Meter gut machen und als erstes Runden. Bis zur zweiten Luvtonne blieb dies auch so. Nun hätte es nur noch in Ziel gehen müssen, der Vorsprung vor Georg/Eike war eigentlich solide. Wir fuhren nach der Rundung ein paar Meter weiter und halsten zur Absicherung als Georg/Eike etwa die Hälfte des Zeitvorsprungs zu Luvtonne gefahren sind. Den Rechtsdreher haben wir dabei falsch eingeschätzt. Zwar fuhren wir nun schräg vor Georg/Eike wie geplant, jedoch nicht Richtung Gate und mussten vorher bergen, während Georg/Eike mit einem Gybeset direkt ins Ziel fahren konnten. Streckbug segeln wäre klüger gewesen, tja, verdient eingesackt worden. Georg und Eike blieben damit ihrer Serie treu: 1, 3, 1, 3, 1 während wir aus unserer Serie ausbrachen 3, 1, 3, 1, 2, also doch noch Hoffnung?
Rennen 6: Die Aufgabe für Rennen 6 war damit leider klar und hart. Nur ein erster Platz würde für uns noch reichen. Schon bei einem zweiten wären wir mit Georg/Eike punktgleich mit weniger ersten unabhängig von Georg Eike. Am Start blieben wir zusammen, wir bekamen die Position nah am Schiff in Luv und starteten kurz links raus. Wir wendeten zuerst und mussten Ansehen wie Jens und Andrew mit einem Rechtsdreher gut vorne lagen. Wir fuhren nach luv versetzt achteraus mit in den Dreher hinein und wendeten schnell hinaus. Vor der Luvmarke drehte der Wind wieder leicht nach Links. Gut für uns, da die meisten Schiffe inkl. Georg und Eike auf die rechte Layline segelten. Sehr knapp rundeten wir vor Jens/Andrew und blieben mit einem Gybe Set auf der rechten Seite wo mehr Wind war. Nach 2/3 zur Layline halsten wir und hörten einen spitzen Schrei achteraus. Jens probierte damit noch im letzten Moment der nach Luv kippenden Mastspitze ein letztes Wort zuzuflüstern, klappte leider nicht, tat uns wirklich leicht. Das Gate rundeten wir damit zuerst. Auf dem Amwinder fühlten wir uns wieder wohl und sicherten ab. Der letzte Downer hatte es noch einmal in sich. Michel/Klaas kamen bei leichter werdendem Wind immer näher und positionierten sich Klug. Auf dem letzten Drittel zum Ziel gab es ein regelrechtes Halsenduell. 5 Halsen brauchten wir zum Absichern, wobei der Vorsprung immer kleiner wurde. Mit einer Bootslänge zwischen uns gingen wir dann als erstes ins Ziel. Danke an der Stelle nochmal an Oliver Holste für den Tipp mit dem schneller Segeln im ersten Rennen, hat geholfen ? Als Drittes folgte Team Peters, das damit auch dem Gesamtplatz 3 inne hatte und eine super Regatta gesegelt ist. Besonders gefreut hat mich noch, das Jens und Andrew sich trotz Spikenterung knapp auf Platz 4 mogelte.
Damit mal wieder ein toller Saisonauftakt am WSCW. Riesen Dank an den Verein, der seglerisch alles richtig gemacht hat. Zwar sind lange Pausen nervig, aber die Geduld aufzubringen, den Kurs immer wieder anzupassen – und auf den Motorbooten ist es tendenziell kälter – zeigt eine tolle ernsthafte Regattaleitung!
Ich freu mich auf die Regatta kommendes Wochenende in Flensburg, bis bald
David GER (150)9
PS: sorry für den ganzen Text, hatte Urlaub, nun aber keine Zeit mehr zum kürzen und Korrekturlesen, danke.
Bilder vom Wittensee Fight
Fotos von Udo Hallstein und Kassian Jürgens