Möwenstein Regatta 2021
Marzipan am Mövenstein
Als wir unseren gutmütigen Bieker 3 „Hugo“ im September 2019 gegen den zickigen Bieker 5 „Rosie“ eintauschten, freuten wir uns schon sehr darauf, bald bei Regatten mal wieder ein bisschen mehr „mitspielen“ zu können. Es kam etwas anders: Dank Corona gab es keine Regatten und dank Rosies Zickigkeit gingen wir in der ersten Zeit mir ihr so viel baden, wie wir es nicht mal zu Ice Design- Zeiten gemacht haben… Vor allem kamen wir plötzlich durch keine Wende mehr. Innovatives System, diese Selbstwendefock…
Insofern war es eigentlich ganz gut, dass unsere erste Regatta mit „Rosie“ erst Grömitz 2021 war. Wie Georg schon berichtet hat, war es in Grömitz richtig nett. Auch wenn natürlich gerade beim Supercup ein Boot, dessen Handling man im Schlaf beherrscht, gewisse Vorteile gegenüber unserer „rosa Zicke“ gehabt hätte… Auch unsere Kinder hatten in Grömitz richtig viel Spaß, vor allem, weil auch noch viele andere 14-Kinder mit dabei waren. So kam es, dass wir schon am Grömitz-Sonntag anfingen, darüber nachzudenken, ob nicht Mövensteinfür uns auch irgendwie segelbar wäre. Die Lösung fand sich wenige Wochen später, als wir praktisch zufällig eine 29er-Seglerin als Babysitterin auftaten, die Lust hatte, uns und unsere Jungs nach Travemünde zu begleiten.
Identisches Manko von Mövenstein wie Grömitz war die unchristliche Startzeit am Samstag, die eine Anreise am Freitagabend für uns unumgänglich machte. Als wir dann gegen 22 Uhr abends in Mövenstein eintrudelten, wurden wir dafür aber sehr nett eingewiesen und waren höchst begeistert darüber, dass wir direkt neben unserem Boot wohnen konnten. Auf die Weise konnten wir am Samstag morgen in Sichtweite unseres Busses das Boot aufbauen und als die Jungs wach wurden, schoben sie die Bus-Gardinen beiseite und winkten uns fröhlich zu.
Ein weiteres fröhliches Winken unserer Jungs erfolgte wenige Stunden später an der Sliprampe – und dann ging die wilde Fahrt los. Olli Voss stellte schon auf dem Weg zur Startlinie fest, dass die Wetterbedingungen ein eingespieltes Team voraussetzten und kehrte, da er seinen Eike nicht an Bord hatte, lieber wieder um. Dieselbe Entscheidung trafen im Laufe des Tages immer mehr Teams. Denn da war schon echt Druck in der Luft. Allerdings muss man sagen, dass es auch nicht so viel Druck war, dass es so richtig gerechtfertigt war, dass Eike und Georg als einzige noch das taten, was man Regattasegeln nennen kann. Und vermutlich hörte es auch für Eike und Georg auf, sich wie Regattasegeln anzufühlen, wenn sie vor der Ziellinie warteten, bis der zweite in Sicht kam, um das Zeitlimit für die hinteren Boote möglichst lang zu halten… Für uns war es so, wie ich es auch von anderen Teams gehört habe: Es ging nur darum, mit möglichst wenig Kenterungen um den Kurs zu kommen. Einzige taktische Entscheidung daher: so wenige Manöver wie möglich. Erstaunlicherweise gingen wir diesmal in den Halsen baden statt wie sonst in den Wenden. Es war aber jedenfalls wieder ein Tag, nach dem wir uns sagten: Mit „Hugo“ hätten wir hier ganz entspannt unsere Runden gedreht. Mit „Rosie“ waren wir bestimmt schneller – bis zur nächsten Kenterung. Und wieder einmal hatten wir nach einem Tag so viele Kenterungen hinter uns wie mit „Hugo“ in einer ganzen Saison nicht. Das Schöne ist ja aber, dass man an letzterem arbeiten kann und das eine Herausforderung ist, die uns gerade sehr viel Spaß macht. Nach drei Rennen war allerdings vor allem das „Vorschotmaterial“ aufgebraucht, so dass wir den Heimweg antraten. Erfreut waren wir, als wir kurz vor dem Hafen merkten, dass die Regattaleitung dieselbe Entscheidung getroffen hatte und auch alle anderen 14s (also die 6 anderen der ursprünglich 16 Boote, die noch draußen waren) nach Hause fuhren.
Der Sonntag begann mit Brötchen vom Bäcker in der Nähe und mit deutlich weniger Wind. Es wurde also ein richtig schöner Regattatag, denn man konnte das, was draußen stattfand, auch wieder als Regattasegeln bezeichnen. Wir freuten uns über gelungene Starts(wobei die 14s als langsamste Klasse (!) wieder als erste vor den A-Cats und den Formula 18 starten durften) und gelangten nach dem insgesamt vierten (!) Rennen zu der Erkenntnis, dass man offenbar auf dem letzten Spigang in Richtung Ziel nicht mehr durchs Gate muss. Dieses Wissen hätte uns vor allem am Samstag einiges erleichtert… Im vierten Rennen nahmen wir dadurch einen ziemlichen Umweg und klärten den Punkt danach durch eine Nachfrage bei Bettina für uns auf. Und dabei hatte ich unserer Babysitterin noch gesagt: „Wer den Kurs kennt, ist klar im Vorteil“, als ich mir die Trapezkurse genau eingeprägt hatte, weil irgendjemand meinte, es sei zu erwarten, dass ein Trapezkurz gesegelt werde. Bezüglich des „Up and down“–Kurses hatte ich mir also nur gedacht: „Okay, das ist ja einfach up and down…“. Schön war, dass wir immerhin nach dem vierten Rennen den Kurs kannten, denn im 5. Rennen gelang es uns tatsächlich, einen schönen Vorsprung herauszufahren, den wir bis ins Ziel retten konnten, auch wenn Flora und Julius, die die beiden anderen Rennen am Sonntag gewannen, auf den letzten beiden Schenkeln ganz gut aufholen konnten, während wir uns mit Abwinden einer der anderen Klassen herumschlugen. Spaß machte im letzten Rennen noch ein schöner Steuerbordstart, mit dem Eike und wir sauber vor dem ganzen Feld entlangkamen. Glücklicherweise überholten uns Flora und Julius sowie Lukas und Gregor noch wieder, denn sonst wären wir gnadenlos am Ziel vorbeigefahren, weil wir durch unsere Überlegungen darüber, ob wir es mit einem Steuerbordstart versuchen sollten, nicht mitbekommen hatten, dass das Rennen eine Runde kürzer war. Und wieder der Gedanke: Es kann doch nicht so schwer sein, den richtigen Kurs abzusegeln…
Da die anderen Klassen mehr Rennen segelten, mussten wir an Land recht lange auf die Siegerehrung warten. Aber irgendwann, als alle schon mit gepackten Booten herumstanden und die ersten auch bereits aufgebrochen waren, fand auch die Siegerehrung statt und ich muss zugeben, dass ich mich noch nie so sehr über einen zweiten Platz gefreut habe, wie diesmal. Denn unsere Jungs waren megastolz auf uns und freuten sich riesig, dass die großen Vasen, die wir bekamen, mit Lübecker Marzipan befüllt waren. Da war der Wespenstich, der – kurz nachdem wir unseren Preis abgeholt hatten – dazu führte, dass wir mit laut brüllendem Kind die Siegerehrung verließen, doch auch recht schnell wieder vergessen. Unsere Jungs hatten das Wochenende über übrigens so viel Spaß, dass sie am liebsten noch bleiben wollten. Außerdem haben sie hautnah mitbekommen, wie cool Regattasegeln ist und wir haben ein schönes gemeinsames Wochenende verbracht, bei dem wir nur zwischendurch mal ein paar Stunden auf dem Wasser waren. Wir bräuchten echt einen 14-Kindergarten…
Insgesamt war die Regatta auf jeden Fall ein voller Erfolg und ein großes Dankeschön geht an die Veranstalter, die sowohl auf dem Wasser als auch an Land ganz tolle Arbeit geleistet haben! Außerdem natürlich ein herzlicher Glückwunsch an Eike und Georg für den verdienten Gesamtsieg!