Worlds Carnac 2016
Vorbereitung und Team WM
Die 14 WM Carnac liegt jetzt ca. eine Woche zurück. Im Moment scheint auch im Norden die Sonne, sodass ich meine Nach-Urlaubs-Depression grade so richtig genießen kann. Also versuche ich mal die Energie zu kanalisieren und einen WM Bericht zu schreiben. Irgendwie haben wir es nämlich im ersten Rennen als 3. Deutsches Boot ins Ziel gebracht.
Ich selber kam leider etwas verspätet am Abend vorm ersten Start und mit dem Flugzeug in die Nähe von Carnac. Mein armer Steuermann musste deswegen noch weit durch Frankreich gurken, um mich einzusammeln. Also ging es für mich ziemlich direkt mit der Team WM los. Bei der Team WM treten jeweils vier Boote plus ein Reserveteam gegeneinander an. Insgesamt waren drei Deutsche Teams am Start: Team Berlin (bei dem 2 von 5 Teams aus Berlin kamen) Team Germany One (Die Schnellen und Tobi und ich) sowie Familie Denninger (bekannt als Team Danger). Gesegelt wurde bei recht leichtem Wind und ohne jetzt zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Alle drei Deutschen Teams verpassten die Halbfinale aus unterschiedlichen Gründen. Germany One zum Beispiel durch eine ganze Serie von Frühstarts obwohl wir uns ansonsten ganz gut schlugen. Immerhin konnten wir Kanada und die Finalisten USA besiegen. Am Ende musste das Finale wegen zu wenig Wind abgebrochen werden. Zu diesem Zeitpunkt lag Team USA vorne, insgesamt gewonnen hat aber trotzdem Team GBR. Fragt mich nicht warum.
Wie alle WM Veteranen wissen, dient die Team WM eigentlich nur als Vorwand, um die Teamrace Party zu rechtfertigen, bei der sich jedes Team ein Spiel für die anderen ausdenkt. Germany One musste kurzentschlossen ihr Spiel „Landung in der Normandie“ abbrechen, da die Party an einem anderen Ort stattfand als gedacht. Stattdessen gab es ein Spiel, bei dem die Vorschoter Huckepack auf ihren Steuerleuten reiten mussten, während wir sie mit Trillerpfeifen und Schnapsflaschen angriffen. Aber das kam viel später. Zunächst kam eine Kellnerin und fragte, ob wir zusätzlich zu unserem Tischwein lieber ein Glas Whisky oder Pastis wollen. Das war etwa gegen 19:00. Wir hatten bis dahin nur gefrühstückt und ein paar Snickers an Bord genascht. 90 Minuten und einigen Tischwein später kam dann ein kleiner Teller Nudeln mit ein paar Muscheln. Team Berlin hatte ein extrem langes Spiel, bei dem man in vielen Runden wehrlose Flaschen bewerfen musste. Danach schickten uns die Franzosen mit besorgten Blicken rein, um ein Spiel der Kanadier bei dem es u.a. um Baguette-Weitwurf ging, zu verhindern. Die Präsentation der Amis hat niemand so richtig verstanden, dafür war das Team Denninger Spiel umso klarer: Man musste eine Wassermelone aufessen und konnte sich dafür diverse Hilfsmittel erspielen. Als Sekunden später der ganze Laden komplett unter Melone stand, wurde es den Organisatoren zu bunt. Sie warfen uns raus. Melonenstückchen fliegen übrigens erstaunlich gut und sind auch sehr gesund. Auf den beiden weiteren Abendveranstaltungen wurden die Freigetränke dann stark eingeschränkt.
Galerie Team WM
Mit einem Tag Pause und einem Empfang am Club starteten die Indivial Worlds. Im Unterschied zum Teamrace segelten wir den ersten Tag bei wunderschön kräftigem Wind. Uns glückte ein ordentlicher Start und ein mehr als ordentliches Rennen. Leider hörten wir vor der letzten Luvtonne plötzlich das unverkennbare Geräusch von splitternder Kohle. Nachkurzer Suche drängte sich eine verkürzte Kickerstange als Ursache auf. Wir lagen zu diesem Zeitpunkt etwa auf dem 16. Platz und kloppten uns mit den Partingtons. Naja, nur noch einmal Downwind und dann die Zielkreuz. Downwindd ging noch, aber auf der Zielkreuz mit halb offenem Kicker fuhren uns dann doch noch einige Boote durch. Am Ende reichte es für den 20. Platz und diesen Bericht.
Der zweite Tag begann erstmal mit Startverschiebung. Zuerst an Land, dann auf dem Wasser. Zwei Startversuche scheiterten. Der erste an der Aggressivität der 14s, der zweite an einem kolossalen Winddreher. Zum Glück muss man sagen, denn als der Wind kam, wurde es wieder großartig. Wie die meisten Tage in Carnac ließ der Wind ein wenig auf sich warten, drehte dann aber plötzlich auf 15 Knoten bei 30 Grad Luft und 22 Grad Wassertemperatur auf. Viel bessere Segelbedingungen kann man sich eigentlich kaum wünschen. Die einzige Ausnahme bildete der Montag. Der war windig. Dabei war der Wind gar nicht mal das Problem, sondern eher die Welle, die selbst Olli und Eike zu Fall brachte. Wir legten auf dem recht spitzen Dreieck einen spektakulären Nosedive hin, den Björn und Ollo von einem Logenplatz aus bewundern konnten. Den großen blauen Fleck an der Hüfte habe ich immernoch. Am Ende des Tages waren Olli und Eike mit Passion Fingers auf Top Ten Kurs, Eike und Georg mit leichten Materialproblemen kurz dahinter. Stefan und Robert, Axel und Elena und Tobi und ich befanden uns irgendwo um den 20. herum. Insgesamt waren 22 deutsche Teams angereist, dabei war sich die Gerüchteküche nicht einig, ob wir oder die Briten nun die stärkste Flotte stellen. Auf jeden Fall haben wir von den anderen Nationen extrem viel (und ich meine extrem viel) Lob für unsere lustige, junge deutsche Flotte bekommen. Irgendwas machen wir ziemlich richtig.
Am Layday ging es dann auf eine Bildungstour: Wir wollten uns die U-Bootbunker in Lorient anschauen. Es gab auch eine Führung, um uns die ganze Geschichte des Ortes und diese beeindruckenden Bauwerke näher zu bringen. Gespickt mit Anekdoten der Resistance führte uns unsere junge Führerin ca. 2 Stunden ausführlich über das Gelände. Auf Französisch. Zum Glück hatten wir Moritz dabei, der uns die langen Ausführungen in kurzen präzisen Sätzen zusammenfassen konnte. Viel interessanter war sowieso, dass das Gelände inzwischen nicht mehr für U-Boote genutzt wird, sondern das Zentrum der französischen Offshore Racer Szene bildet. In offenen Hallen hingen 60 Fuß Trimarane an der Decke, weitere lagen im Hafen neben IMOCA 60s, Class 40s und foilenden Kats. Den Mädels wurde irgendwann (sehr schnell) langweilig und sie verzogen sich zum Fernsteuerbootfahren.
Die weiteren Tage wurde nochmal gesegelt. Wie gehabt, bei wirklich tollen Bedingungen. Der einzige Kritikpunkt kam von Stefan, dass es taktisch etwas langweilig wäre. Man muss halt nur rechts raus und schnell fahren. Das fasst es eigentlich ganz gut zusammen. Insgesamt muss man noch sagen, dass das Feld extrem dicht war. Sobald man im Mittelfeld einen einzigen Fehler gemacht hat, war man immer etwa 5 Boot los. Diese zurückzugewinnen war dagegen deutlich schwieriger.
Bilder und Videos vom Segeln seht Ihr übrigens toll aufbereitet auf www.vrsports.tv Verpasst dabei auf keinen Fall das Interview mit Hanz und Franz aus Berlin.
Galerie
Erwähnenswert ist noch ein Social der französischen Flotte. Ein Shantyabend, bei dem die einzelnen Länderteams selber singen sollten. Die Franzosen legten unheimlich gut vorbereitet los und hatten gefühlte 50 französische Shantys geprobt. Der erste Auftritt der Deutschen geriet nur eher mittelmäßig. Trotz eingekaufter Unterstützung und einschlägiger Erfahrung beim Notenumblättern im Schulchor. Die Briten sangen ein Lied mit einem etwas fragwürdigen Text und dann nichts mehr. Die Schweizer versteckten sich Gerüchten zufolge unter ihrem Boot. So kamen auf ein anderes immer mindestens drei Französische Lieder. So kampflos wollte unser Vizepräsi den Franzosen den Sieg dann aber doch nicht überlassen. Wäre ja noch schöner. Axel warf also kurzerhand die von den Gastgebern vorgeschlagenen Lieder über Bord und begann mit eigenen Vorschlägen. „An der Nordseeküste“ und „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ brachten deb Laden dann deutlich in Schwung. Eine Castingshow mit Axel in der Jury würde ich mir sofort anschauen.
Am Ende wurde Glen wieder Weltmeister und war zu Tränen gerührt. Die Top Ten war sehr britisch und australisch besetzt. Beste Deutsche wurde Eike und Georg auf 12, dicht gefolgt von Olli und Eike. Damit schloss eine großartige WM. Von den Segelbedingungen her wohl die beste, auf der ich bis jetzt war. Eine einizige Sache war ein bisschen schade, nämlich das sich die große internationale 14 Gang in Carnac doch ein wenig verlaufen hat. Es gab nicht diese eine Bar, in der immer alle waren. Entschädigt wurden wir durch einen sehr würdigen letzten Abend mit Wasserschlacht, Käse und Ausklang in einer sehr netten Bar.
Ich denke, dass alle Teams ihren Spaß auf dieser WM hatten. Egal, ob weit vorne oder weit hinten. Das Segeln war extrem dicht und aufregend bei tollen Bedingungen. Ich hoffe, dass alle Teams die zum ersten Mal bei einer WM dabei waren jetzt angefixt sind. Denn seien wir ehrlich: Diese 14 WMs machen einfach süchtig. Lehnen wir uns also zurück und freuen wir uns auf San Francisco 2018! Das wird legendär!
PS: Ich wurde in die berüchtigte Crews Union aufgenommen! Das ehrt mich unheimlich. Und Tobi, zieh dich warm an!
Jan-Martin Lührs GER 5
Gesamtergebnisse PDF